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Der Fall des Hauses Apple

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  • Warum sind die Dinosaurier ausgestorben? Sie waren zu groß, zu dumm und paßten sich ihrer Umwelt zu wenig an. Muß man noch mehr wissen, um Apples Lage zu verstehen?

    Der Riese aus Cupertino erinnert augenblicklich verdächtig an IBM Anfang der achtziger Jahre. In all seiner Selbstherrlichkeit hatte "Big Blue" seinerzeit die Entwicklung des Personal Computers -- nicht zuletzt durch die kleine Garagenfirma Apple -- verschlafen. Wobei nicht nur eine falsche Markteinschätzung seitens IBM daran schuld war, daß der Siegeszug des PCs ohne den dominanten Marktführer stattfand, sondern vor allem seine arrogante Unternehmenskultur.

    Gepaart war diese Selbstüberschätzung mit einer aufgeblähten Bürokratie, die sich insbesondere mit sich selbst beschäftigte und Kunden im Kasernenhofton herumkommandierte. Kommt Ihnen das bekannt vor? Das Ergebnis waren nicht nur zahlreiche unternehmerische Fehlentscheidungen, sondern auch eine ganze Reihe von technischen Entwicklungen, die oft genug in der Sackgasse endeten. Und war mal etwas Gutes dabei, dann dauerte es nicht lange, und die Hersteller von IBM- kompatiblen Computern hatten es billiger und oft besser nachgebaut.

    Schließlich kam die Zeit, zu der kein Mensch mehr IBM- kompatible Rechner bauen wollte. Niemand mochte noch mit der rückständigen und orientierungslosen Firma in einem Atemzug genannt werden. Der große Fehler IBMs, den auch Apple trotz aller Reformbemühungen begeht, ist, sich selbst als Mittelpunkt und Maßstab der Systemwelt zu verstehen.

    Noch wird von Mac- Clones geredet wie seinerzeit von IBM- Kompatiblen. Doch schon jetzt zeichnet sich ab, daß diese angeblichen Nachbauten die alte Tante Apple auf allen Feldern schlagen können. Schnellere Prozessoren, Schnittstellen oder Grafikkarten? Kein Problem für die Newcomer. Also versucht Apple verzweifelt, die Zügel in der Hand zu behalten.

    Das Gerücht geht, daß es künftig verschiedene Betriebssystemvarianten geben soll. Die alten für die Clones, die neuen mit den Bugfixes für Apple. Eine Strategie, mit der seinerzeit auch IBM schon mächtig auf die Nase gefallen ist. Wenn nicht jeder von uns schon mal unter der Diktatur Apples gelitten hätte, und sei es auch nur durch die überhöhten Preise, könnte einem der stürzende Riese leid tun.

    Doch der Untergang des Hauses Apple ist unvermeidlich. Der technologische Vorsprung ist in den vergangenen Jahren dahingeschmolzen und wird künftig durch das Internet und die plattformübergreifende Java- Pogrammierung irrelevant werden. Der Verzicht auf die Alleinherrschaft wird zu einem Innovationsschub führen, von dem die Newcomerfirmen profitieren werden. Besser und billiger zu sein ist ihre Chance.

    Und Apple wird die Geister, die sie rief, nie wieder loswerden. Folgen wird eine Schrumpfkur und der Rückzug in Nischen. Aber der Markt für Computer, die wir heute noch Mac nennen, wird wachsen. Der König ist tot! Lang lebe der Anwender!

    Sören Kruse, Chefredakteur des Mac MAGAZINs

    
    
    Das Heft 9/96 erscheint am 7. August 1996.
    Infos online seit dem 30. Juli.